Mein Abreißkalender im Büro zeigt noch den 23.(?) März. Das ist lange her, aber die Zeit ist wie ein Schnellzug dahin gerast. Meine Väterkarenz ist vorbei. Täglich arbeiten gehen. Welch grausame Vorstellung. Doch wie ist der erste kurze Blick zurück? Wie war die Väterkarenz dieses Mal?
Vom Putzen zur Kochsendung
Ich habe mit viel Drive gestartet; die Wohnung umgekrempelt, stundenlang nur mit den Kindern gespielt und pure „Karenz“ gelebt. Nachdem viel Anfangsmotivation und -tempo verbraucht waren, kamen schwierigere Momente: trödelnde, grantige Kinder, die mit nix auf der Welt zu bewegen waren und die Motivation wie eine Packung Kekse ratzeputz aufgeknabbert haben. Es wurde selbstverständlich, dass der Papa daheim ist. Was schön ist, aber den besonderen Zauber genommen hat. Kurz gesagt: Es kehrte ein Karenzalltag ein. Beim Nachmittagsprogramm haben wir uns dann als Eckpunkte auf die Mittagskurznachrichten und die Kochsendung um 14 Uhr eingependelt. Wobei die Kochsendung weniger als Anregung für mich, sondern als Spielvorlage für das kleine Mädchen hergehalten hat. Thema Kochen: Ja, da war ja noch was und auch hier habe ich einen geplanten Vorsatz nicht umsetzten können. Tut mir leid, ich war wohl ein schlechter Koch in der Karenz.
Die leisen Töne
Doch ich will hier nicht nur Trübsal blasen. Die Karenz hat mir vieles beigebracht: Ich kenne jetzt die vielen kleinen Details, die man einfach weiß, wenn man stundenlang mit den Kindern zuhause ist. Ein sanftes Raunen hier bedeutet Kuscheldecke und Lulli bereit stellen, dann die Kissen genau so hinlegen und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Die große Reise spielen kann einen ganzen Nachmittag und sämtliche Möbel der Wohnung benötigen und schon reist das Papa-Kinderduo quer durch die Weltgeschichte mit Sofazug, Küchentisch-Speisewagen und Kinderbett-Autobus. Natürlich mit sorgsam gepackten Koffern und speziell ausgesuchter Reisekleidung. Haben wir heute noch was vor? Stresst die Zeit? Nein, heute spielen wir! Sonst nix. Perfekt.
Beim Wachsen zusehen
Vier Monate sind eine lange Zeit für einen Bub, der letzte Woche erst 24 Monate alt geworden ist. Und auch das Mädchen ist vier Monate älter geworden und ich habe diesen kleinen Zeitrahmen ganz nah miterlebt. Es gab Wackelzähne, viele Traktoren, Ausflüge mit und ohne Fahrrad und an den Wochenenden ganz viel Familie. Eine tolle Zeit. Auch die ganzen Mamas im Kindergarten, kennen mich nun. Nicht, weil ich ungut aufgefallen wäre, sondern weil ich mit den beiden Knöpfen tagtäglich hin- und hergependelt bin und wir einfach ein entzückendes Trio waren. 😉
Ein Sommermärchen
Jetzt bin ich wieder ein normaler, berufstätiger Papa, der den ganzen Tag in der Arbeit verbringt und nur am Wochenende Traumreisen unternehmen kann. Am liebsten würde ich nochmal vier Monate dranhängen. Auch wenn ich immer wieder mal der „blöder Papa! Geh weg!“ bin und das Flaschi nur die Mama machen darf und: „Nit, Papa. Nein!“. Tja, so ist das mit dem Sommer 2016. Der voll von Spielereien, Träumereien, Raunzereien, Fußballgucken und Kindergartenepisoden war. Es war ein einzigartiger Sommer, dessen Wert mir bereits jetzt bewusst ist, den ich künftig im Rückblick aber unheimlich schätzen und vermissen werde.
P.S.: Ich war soooo vom Computer weg, dass sogar zwei 12 von 12 entfallen sind. Die Fotos habe ich an diesen Tagen alle brav gemacht, aber vor den Rechner sitzen in der Karenz, um sie hochzuladen??? Vergiss es! Und das ist (war) gut so.