1997 trat ich das Gas erstmals voll durch. Das ist wirklich lange her. Manche der jetztigen Gran Turismo 5 Piloten hatten vor 14 Jahren wahrscheinlich eine ähnliche Körpergröße, wie unsere kleine Krümeline jetzt.
1997 hatte ich noch einen glänzenden Studentenjob in der Gepäckaufbewahrung am Hauptbahnhof. Ein Job, bei dem Anwesenheit das wichtigste Gut war. Daneben hatten wir hauptsächlich eines: sehr viel Zeit für alles andere. Wir hatten in der Gepäckaufbewahrung einen Videorekorder (das gabs damals tatsächlich noch) und eine Playstation 1. Am Ende meiner Gepäckaufbewahrungszeit hatte ich viel Zeit in Filme, Spiele und Bücher investiert.
1997 erschien der erste Teil der Autorennserie Gran Turismo für die Playstation 1. Mein damaliger Job versprach unendliche Stunden mit diesem Spiel. Zeit, die auch benötigt wurde, um alle Facetten auszuloten. Und ich habe wirklich viel Zeit in dieses Spiel investiert. Die Wochenendedienste waren perfekte Trainingszeiten: Beginn Sonntag, 6:30 Uhr. Ein Automatenkaffee, die PS1 starten und schon gings nonstop bis 14:30 Uhr durch. Zeit, auch die Langstreckenrennen des Spieles zu erfahren, dass heißt 200 Runden in einem durch.
14 Jahre später ist meine Ausbildung schon lange beendet und habe seit Jahren einen „richtigen“ Job, der mir nicht wirklich Zeit lassen würde, Gran Turismo bis ins letzte Detail zu erspielen. Letzten Herbst ist der fünfte, aktuellste Teil der Rennserie erschienen. Jetzt ist die Ingamegrafik wie damals die Zwischensequenzen, sogar noch besser. Mehr als 60 Euro Kaufpreis sind mir für ein Computerspiel, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht allzu oft spielen werde, allerdings eindeutig zu viel Geld.
Am Samstag habe ich endlich zugeschlagen und den fünften Teil gekauft. Am Samstag war der GT5-Preis endlich auf 30 Euro reduziert, wenige Sekunden später war das Autorennspiel meins.
Nachdem ich mit den ersten beiden Teilen den Erball sicherlich mehrfach umrundet habe, werde ich wohl die Zeit finden zumindest einmal Österreich mit der aktuellsten Version zu durchqueren. Wenn ihr hier also länger nichts lesen sollten keine Sorge: Dann bin ich grad ein paar Tage auf Achse.
Vieles hat sich geändert, vieles ist gleich geblieben. Zu meinen alten Trainingszeiten, am Sonntag ganz in der Früh, bin ich gestern ein paar Runden gefahren. Einen Nespresso, keinen Automatenkaffe am Tisch. Diese Mal nicht in der Gepäckaufbewahrung, dafür auf dem Arm mein kleines Töchterchen, die mir als Copilotin schlafend im Traum den Weg gedeutet hat.
Wer weiß, vielleicht ist sie in 14 Jahren mit Teil zehn der Serie unterwegs.