
Die Landschaft saust im Eiltempo an einem vorüber, es ist ruhig und nur leise Stimmen sind im Hintergrund zu hören. Gegenüber sitzt eine wildfremde Person. Stundenlang ohne ein Wort zu sagen. Eine Fremde. Wer sie wohl ist? Woher sie kommt, wohin sie geht?
Ich sitze im Zug nach Wien. Hier sind viele unerzählte Geschichten zu finden. Auch meine Geschichte bleibt unerzählt. Sie ist auch wenig spektakulär. Ich bin auf Dienstreise.
Dienstreise klingt spannend. Hat was von: Der Kerl muss beruflich in die Karibik, wohnt in den tollsten Hotels, hängt Abends mit tollen Leuten an der Bar und ist ein kosmopolitischer Wunderbaum der Vielfaltigkeit.
Hmmmm…… Meine Tatsache sieht ein wenig anders aus. Etwa zwei Mal im Jahr darf / kann / soll / muss ich nach Wien reisen. Dort ist eine Arbeitssitzung der Internetverantwortlichen meiner feinen, kleinen NGO. Wir bequatschen Vergangenes, Erfahrungen und neue Projekte und tauschen unsere Meinungen aus. Entscheiden können wir nix, das machen die Chefs dann daheim, wenn wir brav unsere Berichte abgeliefert haben. Die Sitzung beginnt meist um kurz nach zehn und dauert bis vier. Ich kann also nicht in der Früh anreisen, das geht sich nicht aus und komme dafür recht spät wieder nach Hause. Ich fahre meist am Vorabend nach Wien. Übernachte immer im gleichen Hotel und kenne mich daher schon bescheiden aus.
Die Zugfahrt geht meist rasch vorüber. Man hat Zeit, viel Zeit. Viereinhalb Stunden dauert die Fahrt aber ich habe immer sehr viel Unterhaltung mit dabei: Buch, Rechner, Zeitungen, iPad, Nintendo. Nicht immer die ganze Aufzählung, aber mir wird nie langweilig. Abends sehe ich auch einfach gerne nur aus dem Fenster und beobachte die Landschaft, die untergehende Sonne.
Dieses Mal habe ich keine Sitzung sondern einen Workshop. Ich mach bei uns nicht nur das Internet, sondern hauptsächlich die Grafik. Wir haben diesen Monat eine neue große Kampagne gestartet und die Grafiker werden nun nach Wien gerufen, um von der Kreativagentur in der richtigen Anwendung der Gestaltung gebrieft zu werden. Bin schon ganz gespannt, wird sicher recht unterhaltsam.
Der Workshop wird nur vier Stunden dauern und um kurz nach zwei fertig sein. Das ist gut, da ich dann wesentlich früher als sonst wieder nach Hause fahren kann. Vier Stunden Sitzung, neun Stunden Zugfahrt. Dann werde ich wieder unter vielen Fremden sitzen, die auch alle ihre eigene Geschichte haben und vielleicht auch wie ich mit frisch getankter Schlauheit den Sonnenuntergang fotografieren.

Wusstet ihr eigentlich, dass ich seit fast zwei Jahren täglich ein paar Zeilen über den vergangenen Tag schreibe? Ich mache das immer ganz in der Früh, wenn alle noch schlafen.
Am Wochenende wurde das nicht mehr verwendete Gitterbett gegen einen höhenverstellbaren Schreibtisch getauscht, der schon ganz fleißig in Verwendung ist.
Mein Nachmittagsbüro bunt gemischt.
Ich sitze gerade an der Einladung für eine Hochzeit. Hochzeitsdrucksorten gestalte ich immer sehr, sehr gerne.
Mein Vater ist eifriger Wappensammler und mit meinem großen Drucker drucke ich ihm regelmäßig seine Wappenseiten.
Ganz wichtig heute: Ich habe auf meinem
Pünktlich vor vier sperre ich zu und sause Richtung Zug.
Genau das liebe ich am Herbst: Es ist wunderschönes Wetter aber es ist nicht mehr so heiß. Das ist mein Wetter. Oben auf den Bergen sind wir schon ordentlich angezuckert.
Zuhause gibt es Puzzles ohne Ende. Die junge Dame hat dabei einen gewissen Eifer.
Mein Bruder hält am Abend einen Vortrag über seine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn, die er Anfang des Jahres gemacht hat. Sehr spannend. Frl. S wird mit Oma und Opa dabei sein, ich bin Schlafbeobachter der Kinder.
Davor gibt es aber noch lecker selbstgemachten glutenfreien Kuchen. Danke Frl. S. 😉
Gute-Nacht-Geschichte für das Fräulein. Ohne Mama ist die Abendprozedur außer Routine und daher etwas schwieriger, aber wir schaffen das.