Eingrooven

Gute Freunde von uns befinden sich im gleichen Lebensabschnitt mit kleinen Kindern, Karenz und Co. und zudem gleicher Kinderkonfiguration wie wir: großes Mädchen, kleiner Junge; beide auch in ähnlichem Alter wie unsere.

Der Papa dort ist inzwischen ein erfahrener Karenz-Papa. Er war beim großen Mädchen schon in Karenz und jetzt beim jungen Mann ist er sogar fast ein Jahr in Väterkarenz. Der Mann weiß also von was er spricht.

Von unserem letzten Treffen, das schon wieder viel zu lange her ist, habe in Erinnerung, dass er gesagt hat, er brauchte etwa vier Wochen um in der Karenz zu landen. Inzwischen weiß ich warum.

Ich komme jetzt in Woche vier und ganz langsam groove ich mich ein. Der Anfangsenthusiasmus weicht dem Alltag und die täglichen Spielchen und Routinen wachsen langsam.

Wir hatten viele sehr gute Tage, manche lange Tage und zum Glück wenige sehr mühsame Tage. Letzte Woche hatte wir zwei Exemplare von mühsamen Tagen.

Das Finale furioso war letzten Donnerstag mit zwei brüllenden Kindern vor der Wohnungstür zu stehen und der Verzweiflung nahe zu sein. Im Nachhinein war der junge Mann eigentlich nur hungrig und nicht ganz ausgeschlafen und die junge Dame müde nach dem Auspowern im Kindergarten.

Auch das habe ich irgendwie geschafft. Die Karenz ist im Gegensatz zur täglichen Arbeitswelt einfach sehr unvorhersehbar. Im Berufsalltag habe ich die jahrelange Routine und kann alles recht gut abschätzen. Der morgendliche Weg zum Kindergarten kann hingegen mit völlig unerwarteten Wendungen daher kommen. Beispiel gefällig?

Allein der junge Mann und sein kleines Sturköpfchen haben es geschafft, mich innerhalb der letzten drei Wochen auf dem Heimweg vom Kindergarten zweimal zu einem Kurzausflug zu überreden: Einmal mit dem Auto zu einem Spontanausflug durch den Ort, um Traktoren zu schauen und einmal mit dem Zug nach Innsbruck, dort zu einem Kurzbesuch bei meinen Arbeitskolleginnen und dreißig Minuten später wieder nach Hause. Einfach so, einfach, weil der junge Mann wieder einmal Zug fahren wollte und ich weder große Diskussion noch viele Verpflichtungen zu Hause gehabt hätte. In Nachhinein war es ein kleiner, feiner Ausflug.

Auch gut, so haben wir uns im Zug kurz mit Fremden sehr gut unterhalten. Papa alleine mit kleinem Bubele am Weg ist immer sehr entzückend und als Karenzpapa ist man sowieso ein wenig Exote. Doch dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.

Es wird.

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